Die Uhr mahnt

Es fließen schnell die Stunden hin,
Herz, frage nicht nach ihrem Sinn;
du änderst nur ein kurzes Stück
und tiefstes Leid folgt höchstem Glück.
der Mensch, allein, ist gut, gerecht;
die Masse Mensch: verflucht und schlecht.
drum bau` in dir ein Königreich
und mach` es deinem König gleich
der ewig, als der Herr der Welt,
auch deine Seele trägt und hält!
Und fragst du mich: "Wie soll`s gescheh`n?
Wie soll den rechten Weg ich geh`n?",
so höre meinen weisen Rat:
rein sei dein Sinn - gut deine Tat!
Verlang` nicht, daß man dich versteht,
sprich trotzdem still ein Dankgebet
und wisse: Gott vergisst dich nicht!
Sieh`, leidvergrämt, sein Angesicht!
Solang` ich dir die Stunde künde,
hab'  Abscheu vor dem Hass, der Sünde,
denn wenn mein Uhrwerk stille steht,
kommt deine Reue viel zu spät!

Erschienen im Max-Brod-Gedenkbuch
Verlag "Olemanu" Tel Aviv, Israel 1969


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