Eine wahre Adventsgeschichte                                                                                                                 

Es war Anfang Dezember und hatte in der Nacht stark geschneit. Unter dem
Schnee bildete sich eine spiegelglatte Eisschicht und viele Berufs-
tätige ließen ihre Wagen stehen und fuhren mit der S-Bahn von
unserem hübschen Kreisstädtchen zur Arbeit. So auch meine liebe
Frau. Seit zwei Jahren bin ich wegen einer chronischen Krankheit
nicht mehr berufstätig.
An diesem Tag hatte ich aber einen großen Plan aufgestellt, den
ich unbedingt erfüllen wollte. Dazu gehörte auch das  Abholen
besohlter Schuhe, die meiner Frau bald neue Dienste leisten
sollten. Nach dem Besuch beim Arzt und nachdem ich mit zwei
vollen Einkaufstaschen und einer Aktentasche belastet war, ging
es zum Orthopädieschuhmacher unseres Städtchens, um dann
den Heimweg anzutreten. Als ich jedoch vor unserem Hause an-
kam, bemerkte ich, dass ich meine Aktentasche im Schuhgeschäft
habe stehenlassen. Da ich sie aber dringend benötigte, mußte ich
nun wohl oder übel noch einmal den beschwerlichen Weg zurück-
gehen. Es hatte wieder angefangen zu schneien und dort, wo die
Autos fuhren oder die Fußgänger über den Schnee gegangen
waren, glänzten Fahrbahn und Bürgersteige noch gefährlicher.
Auch die Atemnot machte mir stark zu schaffen.
Nachdem ich die beiden Taschen in der Wohnung abgestellt hatte,
machte ich mich auf den Weg zur Orthopädieschuhwerkstatt.
Gerade war die Haustür hinter mir ins Schloß gefallen und ich
wollte um die nahe Straßenecke gehen, erblickte ich den Meister,
welcher mir mit meiner Aktentasche aus dem offenen Fenster
seines Pkw zuwinkte. Ich war derart überrascht und erfreut, dass
ich wohl nur ein Stammeln des Dankes hervorbrachte als er sie mir
überreichte. Was es für mich bedeutete, nicht noch einmal den
beschwerlichen Weg zu seiner Werkstatt antreten zu müssen, kann
wohl nur der ermessen der sich in meiner damaligen Lage be-
fand. Herr W., selbst behindert, hatte wieder einmal sein Herz
sprechen lassen und wurde dabei sicher von einem Advents-
engel geleitet.
Diese Geschichte soll ein kleiner Dank an ihn sein.

 

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