Weidenkätzchen – Symbol des Frühlings

Ein Zeichen der Auferstehung

Weidenkätzchen sind das Symbol des Frühlings. Die christliche Kirche hat sie als Zeichen der Auferstehung aus heidnischer Zeit übernommen. Nach altem Brauch werden sie auch heute noch in den Kirchen gesegnet. Die "Weide" oder "Salix" ist im Grunde kein Strauch , sondern ein unterirdisch wachsendes Bäumchen oder ein Baum , von denen wir die Kätzchen in den mannigfaltigsten Formen und Gestalten schneiden und zwar meistens als weißsilbrige Blütenknospen und Palmkätzchen zur Erinnerung an den Einzug Christi nach Jerusalem. Hin und wieder kommt es aber auch wie in diesem Jahr vor, daß sie bereits in den Vasen stehen oder auch an geschützten Stellen in der Natur blühen ,weil die Witterung schon lange vor der Zeit milde geworden ist.Die Weide vereinigt wie kein anderer Baum alle Widersprüche des Lebens in sich: Jugend und Alter , Innigkeit und Rauheit , Winter und Frühling , Tod und Leben. Sie ist als Baum ein wahrer Proteus unter den Bäumen; bindet widerspruchslos in ihrer Gestalt den Widerspruch selber und hebt ihn durch das in ihr wohnende Leben auf. Als winterliche Silhouette dünkt uns die schiefe Kopfweide alt und schicksalhaft. Im Vorfrühling leuchten ihre roten und gelben Ruten, biegen sich im Winde und heißen uns von neuem hoffen.Die Weide gehört zu den Bäumen des Zaubers und Spukes, unter denen sich nach alten Märchen Teufel und Hexen treffen, um ihr Unwesen zu treiben. Gehen wir im Nebel oder des Nachts an ihr vorüber, schreckt uns die Gestalt der unheimlichen krüppeligen Weide: traut und anheimelnd winkt sie uns am Morgen und heiterem Tage zu. Wer einmal im Unwetter in ihrem hohlen Stamm Schutz gesucht hat, wundert sich wohl, wie dieser modrige und brüchige Stamm in jedem neuen Jahr immer wieder seine Zweige wie Frühlingsfahnen im Winde flattern läßt. Die Biegsamkeit und Geschmeidigkeit der Weidenzweige ist unübertroffen und der Schreiber dieser Zeilen erinnert sich: wie er als Kind des öfteren den Korbflechtern beim Werken ihrer geschickten Hände zusah, unter denen Taschen und Körbe, Sessel und viele andere nützliche Dinge entstanden. Wenn ein alter Weidenbaum gefällt wurde und am Wege liegt, treibt er oft nach ein oder zwei Jahren noch frische Triebe und Zweige, als könnte er sich nicht vom mütterlichen Leben der Erde trennen. Steht er mit silberweißen Kätzchen im Vorfrühling, bindet er auch als Wetterelement Winter und Frühling.Gerade huscht die Sonne leuchtend über die roten und gelben Zweige, die verheißungsvoll gegen den blauen Himmel stehen, da ziehen noch einmal dunkle Wolken auf und es beginnt zu schneien, und man weiß nicht, schneit es vom Himmel nur oder sind es auch die silberweißen Kätzchen der Weide, die lustig mit dem Schneetreiben wetteifern. Wie traut ist das fröhliche Wehen der Weidenzweige im Sommerwind, und wie seltsam muten uns, gleich gotisch – maurischem Maßwerk, die am Boden liegenden Herbstblätter der Trauerweide an.Dieser Baum lehrt uns, wie ein knorriger Charakter auch lächelnd leichte Geschmeidigkeit in sich bergen, wie das Alter wieder jung, aus Winter wieder Frühling, aus Aberglauben Glauben werden kann, und daß nach jedem Tod das Leben und nach jedem Sterben die Auferstehung folgt. Vergessen wir aber vor allem nicht, wenn wir eine Weide auf unserem Spaziergängen im Frühling sehen: daß an den süßen Blütenknospen sich gern und ausgiebig Hummeln und Bienen, Käfer und Falter laben, und lassen wir die schönen Zweige ungebrochen, damit wir uns nicht nur ein paar Stunden daran erfreuen, wenn sie in der Vase stehen.