Der alte Hirt

In Sorgen saß ich ohne Rat
vergrübelt und verwirrt,
als abends in die Schenke trat
des Dorfes alter Hirt.

Auf eine Pfeife Tabak nur
und einen Becher Bier
kam er, der Bote seiner Flur,
und setzte sich zu mir.

Den langen Stecken zog er dicht
in seinen Arm herein,
sein Haar erglänzte silberlicht
im trüben Lampenschein.

Wir sprachen kaum. Bloß dann und wann
ward Blick in Blick versenkt.
Da hat mich der bejahrte Mann
mit seiner Ruh beschenkt.

Die Sorgenherde legte sich
in seine Hirtenhut.
Arznei der Erde regte sich
urkräftig mir im Blut.

Und als er ging, vom Hauch umweht
der Flur, die ihn bestellt,
empfand ich tief: der Heiland geht
noch immer durch die Welt.

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