St. Franziskus
singt mit einer NachtigallDie Brüder
verzehrten ihr schlichtes Mahl,
der Berghain glühte im Abendstrahl.
Er aber stand, das Herz geschwellt
von einer Inbrunst zu aller Welt,
daß ihr Kummer und ihre Lust
fast ihm sprengten die schmerzende Brust.
Da verzauberte ihn ein Klang,
eine Nachtigall saß im Gebüsch und sang.
Franziskus beschied in Demut sich :
"Schwester Nachtigall, lehre mich,
wie du das Leid mit dem Himmel versöhnst
und die Freude mit Frieden krönst!"
Zu Silber wurde der Lüfte Gold,
Hesperus grüßte die Sängerin hold,
die eine Weile verhalten schwieg,
ehe ihr Lied wie aus Quellgrund stieg
und sich in ihrem Spiegelschall
tausendfältig erschuf das All.
Immer aus tieferen Tiefen drang,
immer höhere Höhen erschwang
im gebändigten Tongewühl
hell und dunkel das Urgefühl :
eine Nachtigall, mit den Engeln im Bund,
löste dem Heiligen Herz und Mund.
Länger säumte sein Einsatz nicht :
"Wie so schwer wog der Erde Gewicht !
Schwesterseele, nun wiegt sie wie Flaum.
Wie besternst du den schwebenden Raum !
Wie umglitzert dein Perlgeschmeid
Tränen, Schwären und Bettlerkleid!"