Der Storch

Sieh da den Storch ! Du sahst ihn lange nicht.
Nun siehst du ihn die Straße überfliegen,
wie aus der Buntstiftschachtel aufgestiegen:
weiß, rot und schwarz im Abendsonnenlicht.

Du sinnst, sind es die ersten Farben doch,
an denen sich dein junges Auge übte.
Was immer auch den Glanz der Dinge trübte,
der starke bunter Schimmer ist es noch.

Und stärker noch ! Noch leuchtender umstrahlt !
Den schönen großen Vogel siehst du schreiten
mit stolzen Schritten durch die Wiesenbreiten,
auf grün und goldnen Hintergrund gemalt.

Die Flügel rüttelt er und klappert laut,
schwebt über Lindenwipfel weit im Bogen,
bis er das bäuerliche Dach erflogen,
wo auf dem Rad sein Reisignest gebaut.

Dort steht er sicher fest auf einem Bein,
daß er des Hauses Sicherheit bekunde,
die Sicherheit der heimatlichen Runde
und ihrer Menschen friedliches Gedeihn.

Was immer auch der Dinge Glanz getrübt,
sie werden hell in jungen Augensternen,
die an der Storchenbuntheit leuchten lernen,
wie wir an ihren Farben uns geübt.

 

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