Katzenballade

Als noch das Wasser dünn mit Eis bedeckt,
sah man zur Insel, welche langgestreckt
in Flussesmitte liegt, die Katze streichen,
im Rohr die Entennester zu beschleichen.

Der Hunger trieb sie um, und Leibesfrucht
zog die Geschwächte bodenwärts mit Wucht.
Sie aber kämpfte für das neue Leben,
dem rauhen Schicksal schutzlos preisgegeben.

Der Winter währte über März hinaus.
Nachts fegte plötzlich rauschendes Gebraus
das Wasser frei. Die Wellen tanzten wieder
und wogen um den Werder auf und nieder.

Vom Rückweg abgeschnitten, angstbetäubt,
verkroch die Katze sich, das Haar gesträubt,
in eines hohlen Baumes Phosporschimmer.
Zwei Tage scholl ihr klägliches Gewimmer.

Ein Fischer, der im Boot vorüberfuhr,
erblickte die gequälte Kreatur.
Der rote Mond stieg aus dem Erlenringe
und zeichnete mit Deutlichkeit die Dinge.

Die Katze lief den schrägen Stamm entlang
und schleppte sich bis zu dem Überhang
der Außenzweige, unter sich die Gischten,
die weißen Schaum ins dunkle Strömen mischten.

Kein Laut entrang sich ihr. Tief bog den Ast
hernieder ihre schwere Leibeslast.
Ihr Tigerfell stand geisterhaft in Flammen.
Sie sprang. Die Flut schlug über ihr zusammen.

 

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