Pirol

Hoch aus dem Laube der Buchenkrone,
wo er sein schwebendes Nest gebaut,
tönt er, ein Spätling der Tropenzone,
immer den gleichen gedrungenen Laut.

Aber seltsam sonor und metallen,
wandernd im Winde durch Schatten und Schein,
weiht er das Echo der Waldeshallen
in den Zauber des Urklangs ein.

Tiefer und heißer schlägt sie nach innen,
die melodische Trunkenheit,
in ein blutversunknes Besinnen
auf die goldne, die mytische Zeit -,

auf das ewige Sonnenfeuer,
wie es der rastlose Vogel gewahrt,
wagt er alljährlich das Abenteuer,
nach Madagaskar die fährliche Fahrt -:

wo er zwischen den Tafelvulkanen
glühende Falter und Lilien erblickt
und, umleuchtet von Palmenfahnen,
hitzige Beeren des Pfeffers pickt.

Immer erregender orgelt sein Tönen
in dem blutvoll pulsierenden Takt -,
und da siehst du den Goldenen, Schönen,
flüchtig mit Flügeln, wie schwarzgelackt.

Siehst den Pirol, wie er feurig sich brüstet,
wenn sein betörendes Locken erschallt,
daß dich nach Paradiesen gelüstet
mit einer rätselhaften Gewalt.

pirol.jpg (49432 Byte)

Fotograf:   unbekannt