Die Eisbahn

Vom Bahnhof kam ich in die kleine Stadt,
zu wach noch, um im Gasthaus einzukehren.

Es roch nach Schnee, der Weg war glitzerglatt.
Gebirge glomm, der Dunkelheit zu wehren.

Und schimmernd lag in unverhoffter Sicht
ein weißer Kreis, von Bäumen rings umgeben,
darin sich, wie beglänzt von Rampenlicht,
erhob ein seltsam tänzerisches Leben.

Die Kurven der Bewegung schwebten leis
und schwangen aus in weit und engen Bogen.
Die Schlittschuh nur erklangen auf dem Eis,
in ihre eigene Musik bezogen.

Bis aus dem Schweigen plötzlich hell und jung
die Stimme eines Mädchens aufgeklungen
und lachend löste die Verzauberung
für noch beglücktere Verzauberungen.

Der Mond am Wald hing wie ein Lampion,
und zu dem Gleiten von beschwingten Spielen
blies nun der Wind mit Okarina-Ton,
indes die ersten Flocken stöbernd fielen.

 

Heinrich Kiefer 1956 Winter an der Orla.jpg (82315 Byte)

Heinrich Kiefer                                                Winter an der Orla