Gedichte von den fünf Sinnen

Gedicht von den Gerüchen

Also roch die Heckenrosenhalde,
also, da ich Eckern suchen ging,

roch das Laub nach Herbst im Buchenwalde,
und ich wußte, Weihnacht wird es balde,
wenn mich Apfelduft zu Haus umfing.

Also roch das Mehl der Untermühle,
so die Bäckerei, die Fleischerbank,
also roch das Wasserkraut am Brühle,
so des Gänsebrunnens frische Kühle,
dran ich satt mich auf dem Schulweg trank.

Also roch die Wäsche in der Gelte,
so das Linnen, bleichend auf dem Gras,
so das Lampenöl der Jahrmarktzelte,
wo die Welt sich ahnungsvoll erhellte,
sah ich durch das Panoramaglas.

Vieles hat aus jugendlichem Leben
sich verwirrt und liegt im Schleierlicht,
nur daß die Gerüche nicht verschweben,
die sich der Erinnerung verweben
und mir deutlich werden im Gedicht.

aus der Reihe : "Gedichte von den fünf Sinnen"
Versband: "Bild und Klang"

rose 008a.jpg (41296 Byte)