Hymne an Berlin

Wer dich sah im Sturm der Feuersbrünste,
als dein Untergang besiegelt schien,
glaubt an Wunder und an Zauberkünste,
sieht er heute dich , Berlin .

In den Stundenschlägen deiner Uhren
spricht Geschichte mit beredtem Laut,
an der Schicksalsgrenze der Kulturen
ist dein Mahnmal aufgebaut.

Nach Gefahren und nach Kummernächten
nennst du eine neue Schönheit dein,
Blumen wachsen über Trümmerschächten,
Landschaft kommt zu dir herein.

Von den Parks und Wäldern, die dich säumen,
nahen hochgewipfelte Alleen
und entfalten sich in Einzelbäumen,
die auf Platz und Höfen stehn.

Draußen, wo die Schrebergärtner wohnen,
streut sich aus ein farbenbunter Schein
und durchstreift an Fenstern und Balkonen
deine langen Straßenreihn.

Eine Lust an schönen bunten Dingen
glänzt im Auge der Passanten hell,
auf den Korsos und den S-Bahnringen
rollt das Räderkarussell.

In den Hallen, auf den Freigeländen
paradieren Industrie und Sport,
und das stolze Wort, das sie verpfänden,
gilt der Leistung fort und fort.

 

 

Wenn der Glanz elektrischer Fanale
wandert über deine Avenuen,
die Theater öffnen die Portale,
Küsse und Liköre glühn

wenn die blänkernden Laternenlichter
tanzen auf der Spree im Wellenwind
und die jungen und die alten Dichter
abenteurerselig sind;

wenn, wie werktags an den Arbeitsplätzen
niemand sich in Müßiggang verlor,
nun der Forscher gräbt nach Wissensschätzen
still in Studio und Labor;

wenn du unterm Blau der Sternenräume
spielst mit deiner Möglichkeiten Macht,
wölbt sich, Stadt des Lebens, Stadt der Träume,
magisch die Berliner Macht.

Dich besingen, heißt die Zukunft singen,
eine immerwache Gegenwart,
dich besingen, heißt die Angst bezwingen,
die den Horizont umstarrt.

Dich besingen, heißt ein Beispiel geben,
immer aufgeschlossen und bereit
aus dem starken Augenblick zu leben,
aus der Forderung der Zeit.

Bleib, Berlin, die Stadt, die unentwegte,
wir auch bleiben unentwegt in dir !
Deine Lebenslust, die froh erregte,
kräftigt wie ein Elixier.