Auf den Hund gekommen Immer wenn meine Frau und ich am Wochenende über
den bunten Markt unserer kleinen schmucken Kreisstadt schlenderten und wir unsere
Taschen und Netze im Wagen verstaut hatten, statteten wir noch der
Tierhandlung in der Hauptstraße einen Besuch ab.
Dies ist bei tierliebenden Menschen nichts Besonderes,
und wenn man in der Nähe eine zoologische Handlung hat, die alles besitzt, was das
Herz eines Tierlieb-
habers erfreut: buntschillernde Fische, die ver-
schiedensten Vogelarten, ja sogar kleine muntere
Äffchen, die possierlich an den Gitterstäben lehnen
und sich genüßlich von den Besuchern kraulen lassen oder mit ihren kleinen
flinken Händen die gereichten
Erdnüsse oder Bananen annehmen und pfeilschnell in
ihren Kästen verschwinden, um sich in Ruhe daran
gütlich zu tun, so wird der Blick durch das große
Schaufenster stets zu einem kleinen Erlebnis.
Der Hauptanziehungspunkt dieses Geschäftes aber
war für uns immer die Hundebox. Bei jedem Besuch tummelten sich Hundebabys aller
Rassen und
"Promenadenmischungen" darin oder lagen friedlich, die kleinen warmen
Körper dicht beieinander, schlafend
zusammen. Wir kannten sie alle und sie entwickelten bei uns durch ihr Gebaren und
durch ihre oft einen guten Kameraden des Menschen verheißenden Blicke mehr oder
weniger große Sympathien.
Dadurch aber, daß wir beide berufstätig sind und
niemand haben der in den acht oder mehr Stunden unserer Abwesenheit sich um den
Vierbeiner kümmern könnte, mußte leider die Vernunft immer über die Liebe den Sieg
davontragen
Am vorletzten Wochenende geschah es dann, daß meine Frau allein die Einkäufe
besorgte. Sie berichtete mir von ihren frohen Minuten vor der Tierhandlung. An
diesem Tage waren drei Dackel und ein Foxel in der
Hundebox zusammen. Meine Frau sprach immer nur von dem Foxel und von der Sympathie
auf Gegen-
seitigkeit, die sich nicht nur durch die Schaufenster-
scheibe, sondern auch, nachdem meine Frau das
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Geschäft betreten und für unsere
Vögel das Futter gekauft hatte
beim Köpfchenkraulen, welches mit heftigen Wedeln des Stummelschwanzes und
händchenlecken erwidert wurde, zu-
nehmend vergrößerte.
Meine Frau und ich besprachen daraufhin: daß wir den kleinen Hund einmal ausleihen
würden, wenn es der Ladeninhaber gestattete.
Doch als wir am nächsten Samstag erschienen, war der Foxel
verkauft. Was tun ? Wir hatten uns die ganze vergangene Woche so sehr über
unseren kommenden Besuch gefreut. Er
war das Gesprächsthema Nr. 1. Aber kaum hatten wir den ersten Schreck der
Enttäuschung überwunden, so kam es fast gleichzeitig über unsere Lippen:"Dann
nehmen wir eben einen
kleinen Dackel !" Gesagt - getan ! Der kleinste, ein Hunde-
fräulein wurde ausgesucht und von uns liebevoll auf den Arm
genommen, um ihn über ein Wochenende zu verwöhnen.
Kaum waren wir zuhause angelangt, entdeckten wir,daß die
Kleine Flöhe hatte. Wir wußten von aufgegriffenen Igeln und
einmal sogar einem kleinen Feldhasen, den wir mit der Flasche großzogen, wie man
sie am besten von diesem Ungeziefer befreien konnte. Nach der Spezialbehandlung und einem
aus-
giebigem Bad bekam sie erst einmal ein kräftiges Fresschen und nach dem
Mittagsschlaf nahmen wir sie mit in den Wald.Es
dauerte nicht lange, da ging sie genau zwischen uns, ab-
wechselnd zu meiner Frau und zu mir hochblickend, unseren
Weg mit.
Wir hatten uns inzwischen gegenseitig so sehr an unseren
Wochenendgast gewöhnt, daß wir mit dem Gedanken spielten, ihn in unsere
Gemeinschaft aufzunehmen. Wir ließen sie
nicht aus den Augen und mochten ihr wohl ebenso viel
Freude bereiten wie sie uns durch ihre ständig größer werdende Anhänglichkeit.
Die Zeit verging allzu schnell. Am Montag früh um
acht Uhr sollten wir sie wieder in der Tierhandlung abgeben.
Ob die Vernunft oder die Liebe gesiegt hat, mag der tierliebende Leser selbst
entscheiden, da wir eine Lösung fanden,damit die Kleine nicht den ganzen Tag auf uns
warten mußte.
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