Das Geisterschloss

nach Edgar Allan Poe

Von guten Geistern errichtet
mitten im grünsten Tal,
erhob sich, strahlend umlichtet,
ein stattliches Schloß einmal.
In Gedankenbereichen
gefeit und gefirmt,
stand es, wie seinesgleichen
kein Seraph je beschirmt.

Rauschende Banner umwallten
golden die Herrlichkeit
- das alles war in der alten,
alten Zeit - :
Banner und seidene Fahnen
in linder Luft,
von Wällen und hellen Altanen
kam ein beschwingter Duft.

Wandrer im Tale schauten
des Schlosses Fenster beglänzt.
Bei dem Klange der Lauten,
vom Reigen der Geister umkränzt,
saß der zum Herrscher erkorne
Sonnensohn,
saß der in Purpur Geborne
auf seinem hohen Thron.

Funkelnde rote Korallen
säumten das offene Tor,
selig quoll aus den Hallen
Echo um Echo hervor,
der Schönheit und Weisheit zu Ehren,
von Süße gespeist,
in Liedern den Ruhm zu vermehren
des ruhmreichen Herrschers im Geist.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


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Aber das Trübe und Böse
zerstörte seine Macht.
Nichts, das uns darum erlöse
vom Gram in der trostlosen Nacht.
O ihr leuchtenden Tage,
verblüht und entweiht,
wie quält uns die dunkle Sage
der alten begrabenen Zeit.

Von Fackeln erglühen die Fenster
des Schlosses in unserem Traum.
Mißtönend lärmen Gespenster
und brechen aus hohlem Raum.
Sie wimmeln abscheulich und höhnend
im fahlen Licht,
sie lachen, verlachen uns dröhnend,
wahrlich, sie lächeln nicht !